Bitcoin-Höhenflug
Europäische Zentralbank ist aufgefordert, Vertrauen wiederherzustellen
Kryptowährungen sind angekommen
Letzten Sonntag erreichte der Wert des Bitcoins fast 50.000 US-Dollar. Bezeichnete Investor Warren Buffet den Bitcoin vor nicht allzu langer Zeit noch als „Rattengift“, erscheint er heute eher als Zaubertrank, der jeden zum Innovator und Zukunftsvisionär macht, der damit in Berührung kommt. Alle wollen einen Schluck. Elon Musk verlieh dem Asset mit seinem 1,5-Milliarden-Dollar-Investment einen Schub von 18,5 Prozent auf das damalige Hoch von etwa 45.000 Dollar. Durch die zunehmende Adaption namenhafter Unternehmen wie PayPal, Visa und Mastercard wächst die Anerkennung des Bitcoins und von Krypto-Assets im Allgemeinen.
Krypto-Assets gehören mittlerweile dazu. Facebook arbeitet seit über einem Jahr an der Entwicklung eines eignen Stablecoins, Diem (ehemals Libra). Stabilität macht eine Währung zu einem verlässlichen, akzeptierten Zahlungsmittel – diese könnte bei Stablecoins gegeben sein. Beim Bitcoin spricht die Bundesbank aufgrund seiner massiven Volatilität eher von einem Krypto-Token, als von einer Kryptowährung [1].
Wenn Technologie-Konzerne plötzlich eine eigene Währung herausbringen und Bankangebote aufbauen, wie sieht es dann um die Zukunft der traditionellen Finanzinstitute aus? Spätestens bei dieser Frage müssten Christine Lagarde und die Europäische Zentralbank (EZB) aus ihrem Dornröschen-Schlaf erwachen. 66 Prozent der Europäer glauben bereits an den langfristigen Erfolg von digitalen Finanzanlagen, zeigt der Crypto Confidence Index von bitFlyer des Jahres 2020.
Sicherlich haben Digitalkonzerne nicht primär das Ziel, das Währungsmonopol an sich zu reißen, doch können sie Anreize für Verbraucher zur Nutzung ihrer eigenen Digitalwährung setzen, beispielsweise durch passgenaue Angebote. (Ungewollte) Anreize könnte auch die EZB selbst mit ihrem anhaltenden Negativzins setzen. Jüngst kündigte Fabio Panetta, Mitglied im EZB-Direktorium, an Strafzinsen bei einem E-Euro nicht auszuschließen. Das Argument: Banken könnten massiv Einlagen verlieren, wenn Menschen verstärkt Gelder in digitale Guthaben bei der Notenbank umwandeln. Ironischerweise könnte die EZB-Niedrigzinspolitik zum größten Katalysator für Diem werden.
Bitcoin-Spekulation trifft auf staatliche Skepsis
Christine Lagarde und US-Finanzministerin Janet Yellen mahnen immer wieder die fehlenden Regularien bei Kryptowährungen an. Dies ist berechtigt: Eine Harmonisierung des bestehenden Regulierungs-Mosaiks ist angebracht und wird durch den aktuellen, international beachteten MiCA-Bericht (Markets in Cypro-Assets) möglich.
Unabhängig davon steigt die Akzeptanz von Bitcoin, Ethereum und Co. weiter. Weder die EZB, noch Warren Buffet werden der Krypto-Revolution im Finanzsystem entkommen können.
Die Währungshüter sind derweil aufgefordert, die staatliche Geldhoheit stärker zu verteidigen, angefangen mit dem Aufbau von verloren gegangenem Vertrauen und einer Überarbeitung der derzeitigen Zinspolitik.
[1] https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/-bitcoins-sind-keine-virtuelle-waehrung–665640