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Strittige Twitter-Debatte („Beef“) mit Semsrott

Liebe Freunde, heute geht’s um Nico Semsrott und seine Internetfamilie. Seit einem Jahr sind wir Kollegen im Europäischen Parlament. Vorher hat mein neuer Wegbegleiter eine Schülerzeitung herausgegeben, ein sechswöchiges Studium absolviert, als Poetry Slammer eine depressive Kunstfigur gespielt (so wirkt er bei seinen Auftritten in Brüssel immer noch) und war Stammgast in der Heute Show. Letzteres hat ihm eine große Zahl an Followern gebracht, die ihn und seine Partei fundamental vergöttern und die Rolle als digitaler Schutzschild ihres Idols mit großer Leidenschaft ausüben. 

Valide politische Inhalte hört man eher nicht von ihm, obwohl er sich der Grünen-Fraktion angeschlossen hat. Aber als Comedian hat er auch keinen politischen Anspruch. Das unterscheidet ihn (tatsächlich!) wohltuend von den vielen neuen, jungen Grünen Politikwissenschaftlern, die jetzt ins Parlament gekommen sind (viele so um die 30) und nun versuchen, Politikwissenschaft in die Praxis umzusetzen – mit teils bösen Folgen für die Gesellschaft.

Ich selbst bin mit ihm in Konflikt gekommen, als ein Kollege mich auf einen seiner Tweets aufmerksam gemacht hat. Nico Semsrott hatte sich Armin Laschet als Tweet-Opfer herausgesucht und die Schulöffnungen der NRW Landesregierung im Zuge der Corona-Krise heftig kritisiert.

Im Semsrott-Duktus geht es sofort um Tote, und in weiteren Folge-Tweets auch noch im Verbund mit Rezo grundsätzlich gegen Schulöffnungen. Ich kann das ja soweit verstehen. Nach seiner parlamentarischen Karriere benötigt der gute Nico weiterhin Follower und zahlende Gäste für seine Shows. Offene Schulen, die Menschen zu einem Bildungsabschluss führen, würden da nur stören. 

Ich selbst fühlte mich aber nach dem hartnäckigen Kampf im nordrhein-westfälischen Landtag gegen die jahrzehntelange Vernachlässigung, Unterfinanzierung und Degeneration des Bildungssystems durch Rot-Grün zu einer Verteidigung dieser Strategie herausgefordert und erinnerte mal an so etwas wie Anstand.

Ich muss zugeben, dass mir hier ein kleiner Twitter-Fehler unterlaufen ist, indem ich meinen Retweet sofort mit der Mention im Text begann. Meine Antwort erschien daher nicht direkt auf meinem Profil, sondern lediglich bei „Tweets und Antworten“.

Darauf machte mich Nico Semsrott umgehend aufmerksam, natürlich unterstützt von seinen fleißigen Twitter-Fans, deren Semsrott-Gutfind-Strategie in über 1.500 Likes und viele denkwürdige Kommentare gipfelte.   

Nach #NieMehrCDU von Leuten, die die Union ohnehin nie gewählt haben, bis hin zu „Löschen Sie sich“ oder „Die Latte des Anstands klingt wie ein Porno…“, war das alles ja zu erwarten. 

Der Tweet, der mir aber die größtmögliche Verachtung entgegenschleudern wollte, lautete #OkBoomer. Ich bekenne freimütig, dass ich diesen Begriff bei Wikipedia nachgesehen habe, und ich fand heraus, dass ich nun Teil der Baby Boomer Generation von gestern sein soll.

Die Phrase OK Boomer wird als Erwiderung auf Meinungen älterer Personen, meist aus der Baby-BoomerGeneration, verwendet, die als engstirnig, veraltet, negativ-abwertend oder herablassend empfunden werden“ (Wikipedia).

Was soll ich sagen? Ich habe einen Schulabschluss, bin katholisch, verheiratet, Vater einer Tochter (weshalb ich übrigens auch für die schrittweisen Öffnungen der Schulen und Kindergärten bin; ich empfehle dem guten Nico mal fünf Wochen mit einer fünfjährigen Tochter in Quarantäne), bin Mitglied der CDU, hatte vor dem Mandat einen richtigen Job, fing politisch klein an und nicht direkt im Parlament. Tatsächlich gibt es noch Menschen wie mich, die bei ihren politischen Entscheidungen auch mal gesellschaftliche Mehrheiten in den Blick nehmen, wirtschaftspolitische Dynamik und innere Sicherheit gut finden, auch wenn das Links-Rot-Grün nicht gerne sehen. Und ja – ich lache hier und da auch gerne über Witze, die man in den 80ern gut finden durfte. 

Lieber Nico Semsrott und Follower, bitte mal eine richtige Familie (nicht nur online) anschauen, Verantwortung abseits des eigenen Twitter-Kanals übernehmen und dann reden wir nochmal über die schrittweise Öffnung von Kindergärten, Schulen und Universitäten. 

P.S. Danke für den Hinweis mit der Mention.

 

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